Predigt 05.04.2020 - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Sonntag Palmarum - 5. April 2020

Gerade jubelten sie ihm noch zu wie einem Superstar. Kleider und Palmzweige legten sie ihm auf den Weg – heutzutage wäre es wohl ein roter Teppich gewesen. Jesus ritt auf einem Esel nach Jerusalem
hinein. Hosianna! Hosianna! So riefen ihm die Leute zu. Am Sonntag Palmarum erinnern wir uns an die-
sen freudigen Einzug – zu Beginn der Karwoche.

Liebe Gemeinde,

in diesem Jahr gehe ich mit einer besonderen Stimmung in diese Woche. Schon die Passionszeit war
in diesem Jahr auf ihre Art besonders. Ich habe von vielen gehört, die ihre Fastenbemühungen abgebrochen haben – denn Verzicht prägte die Zeit sowieso mehr denn je. Um das Leiden zu bedenken –
nun, dafür brauchte es eigentlich gar nicht die Rückbesinnung auf den letzten Weg Jesu.

Wie lange noch?

Das fragen wir uns momentan. Ostern ist derzeit nicht nur für Christ*innen ein Hoffnungsschimmer. Alle warten darauf: dass alles wieder gut wird. Wieder normal…

Doch vor Ostern steht die Karwoche. Jesu Weg geht nun auf sein Ende zu. Die Stimmung wird um schlagen zum Ende der Woche. Das Hosianna verklingt. Kreuzige, kreuzige ihn! – so wird es heißen.
Nachdem Jesus noch ein letztes Mal mit seinen Jünger*innen gegessen hat. Und dann, dann wird es dunkel, so dunkel wie nie zuvor.

„It is always darkest before the dawn“ – „Am dunkelsten ist es vor der Dämmerung.“ Dieser Aus spruch kam mir neulich in den Sinn. Erst einmal: eine richtige Beobachtung. Ein Naturgesetz im Verlauf von Tag und Nacht. Kurz bevor es in der dunklen Nacht wieder hell wird, ist es ganz dunkel.
Dass es wieder hell wird – das stellt selbst in der dunkelsten Nacht niemand in Frage.

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“
(EG 16.1)

So dichtete Jochen Klepper diese Gewissheit in anderen Worten. Er schreibt davon, dass Jesus und damit Gott selbst in unsere Welt gekommen ist. Und sie erhellt hat. Ein Adventslied eigentlich.
Dass auf die Nacht der Tag folgt, ist beruhigend. Doch die Nächte sind trotzdem da. Und einige dauern
länger als andere. Ich frage mich: Muss es denn dunkel werden für uns? In der Natur sind Tag und Nacht Naturgesetz. Ist das übertragener Weise dann auch im Leben so? Anders gefragt: Warum gibt es Leid? Will Gott das? Muss es sein? Eine große Frage. Zu groß für uns. Bei Jesus war klar: es muss sein. So heißt es im Bibelvers für diese Woche:

„Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle,
die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“
(Joh 3,14b.15).

Erhöht werden. Das heißt erst einmal: hoch ans Kreuz. Und dann in die tiefste Dunkelheit. Den Tod.
Jesus wusste, dass es so kommt. Er sagt es seinen Jünger*innen voraus.
Und doch – in der Stunde kurz vor der dunkelsten Dunkelheit: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch
von mir!“ betet er zitternd im Garten Gethsemane. Dass auf diese dunkelste Stunde die absolute Helligkeit folgen sollte, dass es nach dem Kreuz viel höher geht, in den Himmel – wer, wenn nicht Jesus
selbst, konnte das gewusst haben. Doch wenn uns die Dunkelheit gegenübersteht, haben wir trotzdem
Angst. Wenn ich nachts nicht schlafen kann, weil meine Sorgen dann besonders groß erscheinen, dann ist die Gewissheit nicht gewiss genug, dass der neue Morgen ganz nahe ist. Dann scheint die Nacht unerträglich und unendich lang.

„Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“
(EG 16.4)

Jesus hat unsere Dunkelheit verändert. Er hat sie nicht weggenommen. Wir erleben sie immer wieder. Ohne Erklärungen zu finden. Und noch immer haben wir Angst. Auch Jesus selbst musste durch die Dunkelheit. Den qualvollen Tod am Kreuz erleiden. Das konnte ihm keiner abnehmen. Er hat das für uns gemacht. Um uns zu retten. Damit der Tod nicht das letzte Wort behält. Damit auch in den dunkelsten Stunden die Gewissheit da ist, dass der helle Tag naht. Damit ein Licht auch unsere Nacht erhellt.
Jesus ist der Morgenstern. Er leuchtet in unsere Dunkelheit. Er macht sie erträglicher. Denn wir wissen: wir sind nicht allein! Und die Nacht ist nicht das Ende.

Amen.


GEBET                                                                                                                                  

Jesus Christus, du Licht der Welt!
Du kennst die Freude im Leben.
Erinnere uns an Jubel und Festzeiten,
an das, wofür wir dankbar sind.
Gib uns auch jetzt immer wieder Gründe für Lachen und Dankbarkeit.

Du kennst das Leid.
Dir sind auch unsere Dunkelheiten nicht fremd.
Leuchte uns, wenn wir Angst haben.
Gib uns Gewissheit und Zuversicht,
wenn Fragen und Verzweiflung überhand nehmen.
Sei du uns nah, wenn wir einsam sind.
Gib uns Geduld.

Begleite die Kranken und Sterbenden.
Beschütze die Menschen, die anderen helfen.
Rette die, die auf der Flucht sind.
Gib Weisheit und Mut den Menschen,
die wichtige Entscheidungen treffen.
Sei bei allen, die dich brauchen.

Sei du bei uns, heute und alle Tage.

Amen.


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