Predigt 17.05.2020 - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Sonntag Kantante - 17. Mai 2020
Texte: Vikarin - Sandra Golenia

Einen gesegneten Sonntag!

Musik lässt sich schlecht in Worte fassen. Das habe ich schon in der Schule gemerkt. Eigentlich hätte ich mich wohl freuen sollen. In der Musikklausur kam ausgerechnet die Titelmelodie von einem meiner Lieblingsfilme dran. Doch zu beschreiben, was ich beim Hören fühlte, was die Musik bei mir als Hörerin auslöste – das fiel mir schwer. Alle Beschreibungen von Tonfolgen und Begründungen, warum der Komponist sie gewählt hatte – ihnen fehlte der Zauber, mit dem sie mich erfüllten.
Musik ist das, was diesen Sonntag, den Sonntag Kantate ausmacht. Kantate, das heißt auf Deutsch: „Singt!“
Und schon möchte ich eigentlich loslegen und diesem Aufruf folgen. Denn wie schon gesagt – in Worte fassen lässt sich Musik irgendwie schlecht. Aber: statt zu singen soll ich nun also ausgerechnet etwas über Musik schreiben.

Aber das mussten vor mir auch schon andere. Wie hätten sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen damit sonst weitergeben sollen? Also erzählt auch der Predigttext für heute von einem besonderen musikalischen Erlebnis. Im 2. Buch der Chroniken, im Alten Testament, wird berichtet, wie der König Salomo alle Menschen Israels versammelte, die etwas zu sagen hatten oder Verantwortung trugen im Volk. Denn endlich war er fertig: der Tempel, das Haus Gottes. Nun sollte er eingeweiht werden. Eine große Einweihungsfeier sollte es werden. Denn nun sollte auch Gott in den Tempel einziehen. Solange hatte man für Gott eine mobile Wohnung gehabt, „Stiftshütte“ genannt, quasi einen Wohnwagen. Das sollte sich nun ändern. Nun brachte man alle heiligen Gegenstände in den Tempel.  Vor allem den Kasten, in dem die Tafeln mit den 10 Geboten waren. Dieser Kasten, die Lade, war ein Zeichen dafür, dass Gott einen Vertrag geschlossen hatte, einen Bund, mit den Israeliten. Die war also besonders wichtig. So kam sie ins „Allerheiligste“.
Wie es sich für ein richtiges Fest gehörte, gab es natürlich auch Musik bei dieser Einweihung. Zimbeln, Psalter und Harfen. Außerdem Trompeten und Gesang. Nun, wie das so ist mit der Musik – die reine Beschreibung im Chronikbuch gibt uns kaum eine Vorstellung davon, wie es damals geklungen haben muss. Es war, „als hörte man eine Stimme“, die Gott lobte und ihm dankte, heißt es. Die Worte, die gesungen wurden: „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig.“
Als also diese Musik so erschallte in dieser ganz besonderen Weise – da füllte sich das Haus mit einer Wolke. Und in dieser Wolke, da war Gott. Gottes Herrlichkeit – in und durch die Musik erfüllte sie den ganzen Tempel. Da war für nichts anderes mehr Raum. Auch die Priester, so heißt es, konnten gar nicht mehr ihre eigentliche Arbeit aufnehmen.
Eine unbeschreibliche Szene. Auch wenn der Versuch gewagt wurde, um sie an uns weiterzugeben.
Was für eine Vorstellung – dass wir mit unserer Musik, mit unserem Loben und Singen Gott in unsere Mitte holen können – und nichts anderes mehr nötig und möglich ist, als Gottes Herrlichkeit zu bestaunen.

Vielleicht klingt das ein wenig nach Zukunftsmusik. Wenn wir doch endlich wieder alle zusammen im Gottesdienst singen und Gott loben dürfen. Auch ich hoffe darauf und sehne mich danach. Solange freue ich mich da-rauf, dass zumindest wieder die Orgel erklingt und ihre unbeschreibliche Musik. So können zumindest unsere Herzen mitsingen.
Und ich glaube außerdem fest daran: um Gott zu loben und sich ihm nah, sich von ihm umgeben zu wissen, dafür brauchen wir nicht unbedingt die Kirche, den Tempel. Auch wenn das gemeinsame Singen im Gottesdienst etwas besonderes für mich ist.
Aber: Tempel und Kirchen vergehen. Den großen Tempel, den die Israeliten damals eingeweiht haben, gibt es nicht mehr. Aber mit ihm haben sie damals trotzdem nicht Gott und seine Nähe verloren.
Und auch, als unsere Kirchen zu waren – oder falls sie es jemals wieder sein sollten: Gott war und ist nicht weg. Gott ist bei uns. Und wir können ihn loben. Mit Worten. Mit Musik und Gesang.
Also: drehen Sie, dreht ihr euer Lieblingslied laut auf. Stimmt euer Loblied für Gott an. Damit die Musik den Raum und euch erfüllt. Und dann vielleicht auch Gottes Gegenwart spürbar wird.
Oder um es mit den Worten des Wochenspruchs zu sagen:
„Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ (Psalm 98,1)

Amen


GEBET                                                                                                                

Lieber Gott,
danke, dass du uns die Musik gegeben hast.
Wir wollen für dich singen:
Loblieder und Klagelieder. In Moll und in Dur.
Wir singen davon, was unser Herz schwer macht. Alle Trauer, allen Schmerz.
Wir singen davon, was uns fröhlich macht. Was unser Herz leicht macht.
Wir singen davon, was uns Hoffnung macht.
Bei dir ist all das sicher aufgehoben.


Amen



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