Buchtipp - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Buchtipp

T. J. Klune: Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte

Manche Bücher sind überhaupt keine christlichen Bücher und trotzdem beschreiben sie christliche Glaubensinhalte. „Mr. Parnassus’ Heim fürmagisch Begabte“ (ich habe es auf englisch gelesen, auf deutsch ist es im Heyne Verlag erschienen) hat mich sofort an eine Kernaussage des Apostels Paulus erinnert: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Galaterbrief 3,28).
Vor Gott und vor Christus sind wir alle gleich viel wert, egal wer wir sind und welche Lebensform wir für uns gewählt haben. Es beschämt mich sehr, dass ausgerechnet die Kirchen diesen Grundsatz so oft mit Füßen getreten haben.
T. J. Klune beschreibt in seinem 2019 ver öffentlichten Buch vor allem eine Dienstreise des Linus Baker. Linus ist Anfang 40, etwas (sehr) rundlich und lebt mit seiner übelgelaunten Katze zusammen. Er arbeitet in einer Abteilung des Jugendamtes, die Waisenhäuser für magisch begabte Kinder „betreut“.
Dieses Amt ist so düster bürokratisch beschrieben, dass es fast unverständlich ist, wieso Linus dort immer noch arbeitet. Aber er versucht die zwei Dinge, die ihm wichtig sind, unter einen Hut zu bringen: seine Erfurcht vor Regeln (er liest das Regelwerk des Amtes gerne mal vor dem Schlafengehen) und seine wilde Entschlossenheit, Kinder zu beschützen.
Linus soll nun ein Waisenhaus kontrollieren, das es offiziell gar nicht gibt. Geleitet wird es von dem rätselhaften Arthur Parnassus und es beherbergt besonders ungewöhnliche, potentiell gefährliche Kinder. Es liegt auf einer einsamen Insel im „himmelblauen Meer“ (der Originaltitel lautet „The House in the Cerulean Sea“).
Für Linus wird dieser Auftrag ein Urlaub, in dem er zu sich selbst findet. Es geschieht nichts wirklich Überraschendes in diesem Buch, überraschend und faszinierend sind die Charaktere. Sie machen das Buch zu einem wunderbaren, optimistischen Plädoyer für Kinder und für das Recht auf Anderssein. Getragen wird die Handlung auch von menschlicher Wärme und unglaublichem Humor.
Die Kinder sind hinreißend beschrieben. Da ist beispielsweise Theodore, ein kleiner Drache, der seinen Hort unter dem Sofa eingerichtet hat. Chauncey besteht aus einer grünen, gallertartigen Masse, mit Tentakeln statt Armen. Sein immerfußboden ist immer mit Salzwasser bedeckt und sein Berufswunsch ist Hotelpage. Die Gnomin Talia hebt gerne Gräber aus und liebt Eisenwarenhandlungen. Lucy hat schreckliche Alpträume und könnte die Welt vernichten, weil er der Sohn des Teufels ist. Dabei möchte er eigentlich nur Schallplattenverkäufer sein …
Dazu kommen die einfühlsam erzählte Liebesgeschichte zwischen Arthur und Linus (schon ganz früh angelegt, deshalb kein Spoiler) und ein überzeugendes Happy End. Aber natürlich ist das längst nicht alles. Ein wunderbares Buch!

Manuel Kronast
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