Zollhausboys 3 - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
Direkt zum Seiteninhalt

Zollhausboys 3

„Wir wollen den Raum uns teilen,
uns alle Geschichten erzählen.
Erinnerungen können uns heilen,
auch wenn sie uns manchmal quälen
(Azad Kour/ Pago Balke)


Lange erwartet, durch Corona dreimal ausgebremst, verschoben und dann endlich am 13. Mai zu Besuch bei uns: die Zollhausboys um Pago Balke mit Thomas Krizsan, Selin Demirkan, Ismaeel Foustok, Shvan Sheikho und Azad Kour.
Sie hatten ein neues Programm dabei - wieder eine Mischung aus Musik, Tanz und kabarettistischen Einlagen. Wer allerdings einen fröhlichen Abend á la Wilhelm Busch
erwartet hatte, der oder die wurde sehr enttäuscht.
Im gut besetzten Kirchsaal kamen alle brisanten aktuellen Themen wie Klimawandel, Rechtsextremismus und Ukrainekrieg zur Sprache.
Lieder wie „Hans im Glück?" „Zwischen Teller und Tellerrand" und „Der Deutsche in mir", waren persönliche Geschichten, sie beschrieben die Sehnsucht nach der Heimat, die Zerrissenheit zwischen den Kulturen und das Mitgefühl mit den Geflüchteten von Moria und gingen uns am stärksten unter die Haut.
In einer Videosequenz tanzte Azad Kour zu dem Lied „A Dancers Song" in einer Brandruine und wir konnten sehen, wie ein Auto (als Modell) durch die Asche fährt. Sofort tat sich ein Vergleich auf zwischen den zerstörten Städten in Syrien und in der Ukraine. Der Unterschied ist, dass wir täglich Bilder aus der Ukraine sehen können, jedoch nicht aus Syrien.
Im persönlichen Gespräch erfuhren wir von den jungen Männern, dass sie überhaupt keine Möglichkeit sehen, in ihre Heimat zurückzukehren, solange das dortige Regime an der Macht ist. Sie würden sofort als Soldaten eingezogen, um in der Armee gegen die „Terroristen" (ihre Mitbürger) zu kämpfen (... verschlossen die Türen, die alten; der Schlüssel passt oft nicht mehr). Vergessen dürfen wir nicht die musikalischen Beiträge von Selin Demirkan und die professionelle Begleitung von Thomas Kriszan.
Als lustige Elemente gab es den syrischen Schnellkochkurs mit Petersilie, den Homeoffice-Sketch und „Brem bleib Brem!", ein Loblied auf ihre neue Heimatstadt Bremen.
Am Ende die „Hommage" - ein Song von Pago Balke, in dem er jedes Bandmitglied liebevoll charakterisiert. Uns persönlich freut es zu sehen, wie sich die Jungs sprachlich und musikalisch in den fünf Jahren, seitdem wir sie kennen, entwickelt haben und wie uns ihre Geschichten bereichern. Aus ehemals unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen ohne deutsche Sprachkenntnisse sind erwachsene junge Männer geworden - inzwischen mit Abitur, mitten im Studium oder in der Ausbildung - sie haben ihren Weg gefunden.
Nachdenklich, mit vielen Bildern im Kopf und Gesprächsbedarf, gingen wir nach Hause.

Christine Wismer / Michael Franz
Foto: Zollhausboys / Wiesmer

P.S.
Die Zollhausboys 4 wird es nicht geben - vielleicht ein „Best of". Pago Balke kündigt für das nächste Jahr „Ernte 23" an - einen bunten Querschnitt seines bisherigen Schaffens mit Künstlern, die ihn dabei begleitet haben.
Zurück zum Seiteninhalt